Dienstleistungsunternehmen kaufen - die Ertragswertmethode

Die Ertragswertmethode – eine gängige Methode zur Ermittlung des Wertes eines Dienstleistungsunternehmens

Die Ertragswertmethode ist eine gängige Methode zur Bewertung von Unternehmen, bei der der zukünftige erwartete Ertrag als Grundlage verwendet wird. Sie berücksichtigt das Risiko und den Zinssatz, um den Unternehmenswert zu ermitteln. Hier ist eine einfache Erläuterung:


1. Risiko

Das Risiko bezieht sich auf die Unsicherheit über die zukünftigen Erträge des Unternehmens. Je riskanter das Geschäftsumfeld oder je unsicherer die Ertragsprognosen sind, desto höher ist das Risiko. Bei der Ertragswertmethode wird das Risiko in der Regel durch einen Risikoaufschlag berücksichtigt. Ein höheres Risiko führt zu einem höheren Risikoaufschlag und damit zu einem niedrigeren Unternehmenswert.

Beispiel
Wenn ein Dienstleistungsbetrieb in einer stark regulierten Branche tätig ist, in der sich die gesetzlichen Bestimmungen häufig ändern können, wird dies als höheres Risiko angesehen. Der Unternehmenswert könnte daher niedriger sein als bei einem Unternehmen in einer stabilen Branche.


2. Zinssatz

Der Zinssatz spiegelt die erwartete Rendite wider, die ein Investor von einer alternativen Anlage mit vergleichbarem Risiko erhalten könnte. Der Zinssatz wird als Diskontierungssatz verwendet, um die zukünftigen Erträge auf den heutigen Wert abzuzinsen. Je höher der Zinssatz, desto stärker werden die zukünftigen Erträge abgezinst, und somit wird der Unternehmenswert niedriger.

Beispiel
Wenn der Zinssatz auf dem Kapitalmarkt hoch ist, was bedeutet, dass alternative Anlagen attraktiver sind, wird der Diskontierungssatz höher sein. Dadurch wird der Unternehmenswert des Dienstleistungsbetriebes verringert.

Die Ertragswertmethode kombiniert also die Ertragsprognosen des Unternehmens mit dem Risiko und dem Zinssatz, um den heutigen Wert der zukünftigen Erträge zu bestimmen. Je höher das Risiko und der Diskontierungssatz, desto niedriger wird der Unternehmenswert sein, und umgekehrt. Es ist wichtig anzumerken, dass die genaue Bestimmung des Risikoaufschlags und des Diskontierungssatzes in der Praxis komplexer ist und verschiedene Bewertungsansätze verwendet werden können.


Beispielrechnung

Angenommen, wir betrachten einen Dienstleistungsbetrieb, der einen erwarteten Gewinn von 200.000 Euro pro Jahr für die nächsten fünf Jahre generieren soll. Wir nehmen an, dass das Risiko dieses Dienstleistungsbetriebs als moderat eingestuft wird. Der aktuelle Zinssatz für alternative Anlagen mit ähnlichem Risiko beträgt 8%.

Schritt 1: Bestimmung des Kapitalisierungsfaktors
Der Kapitalisierungsfaktor wird verwendet, um die zukünftigen Erträge auf den heutigen Wert abzuzinsen. Er wird berechnet, indem der Kehrwert des Diskontierungssatzes (Zinssatz) plus 1 genommen wird. In diesem Fall wäre der Kapitalisierungsfaktor 1 / (0,08 + 1) = 0,9259.

Schritt 2: Berechnung des abgezinsten Werts der zukünftigen Erträge
Der abgezinste Wert der zukünftigen Erträge wird berechnet, indem der erwartete Gewinn jedes Jahres mit dem Kapitalisierungsfaktor multipliziert und aufsummiert wird. In diesem Fall ergibt sich der abgezinste Wert der zukünftigen Erträge wie folgt:

  • Jahr 1:
    200.000 Euro x 0,9259 = 185.180 Euro
  • Jahr 2:
    200.000 Euro x 0,9259^2 = 171.258 Euro
  • Jahr 3:
    200.000 Euro x 0,9259^3 = 158.299 Euro
  • Jahr 4:
    200.000 Euro x 0,9259^4 = 146.217 Euro
  • Jahr 5:
    200.000 Euro x 0,9259^5 = 134.936 Euro

Der abgezinste Wert der zukünftigen Erträge beträgt insgesamt 795.890 Euro.

Schritt 3: Berücksichtigung des Risikoaufschlags
Um den Risikoaufschlag zu berücksichtigen, wird ein bestimmter Prozentsatz zum abgezinsten Wert der zukünftigen Erträge hinzugefügt. In diesem Beispiel nehmen wir an, dass ein Risikoaufschlag von 10% angemessen ist. Daher wird der abgezinste Wert der zukünftigen Erträge um 10% erhöht:

795.890 Euro + (795.890 Euro x 0,10) = 875.479 Euro

Der berechnete Unternehmenswert beträgt somit 875.479 Euro.

Bitte beachte, dass dies ein vereinfachtes Beispiel ist und dass in der Praxis weitere Faktoren berücksichtigt werden sollten, um eine genaue Bewertung durchzuführen.


Weitere Faktoren

In der Praxis müssen bei der Bewertung eines Dienstleistungsbetriebes neben Risiko und Zinssatz noch weitere Faktoren berücksichtigt werden. Hier sind einige wichtige Faktoren und eine kurze Erläuterung zu jedem:

Wachstumspotenzial
Das Wachstumspotenzial des Dienstleistungsbetriebes ist ein entscheidender Faktor. Es wird bewertet, wie gut das Unternehmen in der Lage ist, in Zukunft Umsatz- und Gewinnsteigerungen zu erzielen. Ein Dienstleistungsbetrieb mit einem hohen Wachstumspotenzial kann einen höheren Unternehmenswert haben als ein Unternehmen mit begrenzten Wachstumsaussichten.

Qualität des Managements
Die Qualität des Managements spielt eine wichtige Rolle bei der Bewertung eines Unternehmens. Ein kompetentes und erfahrenes Managementteam kann den Erfolg des Unternehmens beeinflussen und somit den Unternehmenswert steigern.

Kundenstamm
Die Art und Größe des Kundenstamms kann den Wert eines Dienstleistungsbetriebes beeinflussen. Ein stabiler Kundenstamm mit langfristigen Verträgen oder wiederkehrenden Kunden kann den Wert des Unternehmens erhöhen, da dies potenzielle zukünftige Einnahmen sichert.

Wettbewerbsumfeld
Das Wettbewerbsumfeld, in dem der Dienstleistungsbetrieb tätig ist, ist ein wichtiger Faktor. Wenn es viele Konkurrenten gibt oder das Unternehmen einem starken Preiswettbewerb ausgesetzt ist, kann dies den Unternehmenswert negativ beeinflussen.

Marktentwicklung und Trends
Die allgemeine Marktentwicklung und Trends in der Branche sollten berücksichtigt werden. Wenn der Markt für die Dienstleistung wächst und positive Zukunftsaussichten hat, kann dies den Unternehmenswert erhöhen.

Finanzielle Stabilität
Die finanzielle Stabilität des Unternehmens, einschließlich der Verschuldung, der Cashflow-Generation und der finanziellen Reserven, ist von Bedeutung. Ein solides finanzielles Fundament kann das Vertrauen der Investoren stärken und den Unternehmenswert positiv beeinflussen.

Branchenzyklus
Der Branchenzyklus, in dem sich der Dienstleistungsbetrieb befindet, kann Auswirkungen auf den Unternehmenswert haben. In manchen Phasen des Branchenzyklus können die Bewertungen höher sein als in anderen, je nach Angebot und Nachfrage.

Diese Faktoren sind nur einige Beispiele, die bei der Bewertung eines Dienstleistungsbetriebes berücksichtigt werden sollten. Die genaue Gewichtung und Berücksichtigung der Faktoren kann je nach Branche, spezifischem Geschäftsmodell und individuellen Umständen variieren. Eine umfassende Bewertung erfordert in der Regel eine detaillierte Analyse aller relevanten Faktoren, um den Unternehmenswert so genau wie möglich zu bestimmen.